“Warum 2023 ein Wasserstoffjahr wird!”

„Wasserstoff? Das ist doch der Kraftstoff, der uns seit Jahrzehnten als Lösung unserer Energieprobleme versprochen wird und dann nicht aus den Startlöchern kommt!“

So oder so ähnlich lautet die Quintessenz vieler Gespräche, die in der Branche zum Thema geführt werden – zu kompliziert, zu teuer, unzuverlässige Technik, hoher Strombedarf der Verdichter, zu wenig Fahrzeuge. Irgendwas ist immer dazwischengekommen und dann haben die batterieelektrischen Fahrzeuge auch noch durch bessere Lobbyarbeit und die merkwürdige Strahlkraft eines amerikanischen “Nerds” mehr Aufmerksamkeit und Subventionen bekommen. Somit erscheint der Einsatz von Wasserstoff uninteressant

Merkwürdig ist jedoch, dass im Hintergrund bemerkenswerte Entwicklungen zu beobachten sind.

Das Handelsblatt titelt: „Total und Air Liquide bauen europäisches Wasserstoff-Tanknetz für Lkw auf“ - Mehr als 100 Tankstellen für den Schwerlastverkehr sollen in den kommenden Jahren entlang wichtiger Achsen in Kerneuropa gebaut werden, dazu zählen Deutschland, Frankreich und BeNeLux.

Von Esso bzw. Exxon gibt es auch Neues:

„Exxon Mobil beauftragt Technip Energies mit Planung einer Wasserstoffproduktionsanlage“ titelt das Portal power-to-x.de aktuell. Der bescheidene Titel täuscht, denn es handelt sich de facto um die „weltweit größte kohlenstoffarme Wasserstoffproduktionsanlage“ im texanischen Baytown. Damit sollen pro Tag rund 28 Millionen Kubikmeter blauer Wasserstoff im CCS-Verfahren erzeugt werden. Wenn auch nicht die reine Lehre der Wasserstoffwirtschaft gelebt wird, da weiterhin aus Erdgas reformiert und mittels CO2-Speicherung mühsam auf kohlenstoffarm und eben nicht kohlenstofffrei getrimmt, ist dies für den Inbegriff von Big Oil dennoch ein bedeutender Schritt.

Bereits im vergangenen Sommer gelang Jet der Coup: „250 neue Jet-Tankstellen sollen grünen Wasserstoff vermarkten“. Ebenfalls ein Joint Venture mit einem Schweizer Unternehmen soll bis 2026 diese Leistung erbringen.

Und auch der bisherige Quasi-Monopolist H2 Mobility, ein Joint Venture von Shell, Total, Air Liquide, Linde, OMV und Daimler, ist bereits im vergangenen Jahr mit frischem Geld in die nächste Runde des Netzausbaus gestartet: „Wasserstoff-Tanknetz H2 Mobility soll mit 110 Millionen Euro ausgebaut werden“ – vermeldete ebenfalls das Handelsblatt. 70 Millionen davon wurden über neue Investoren eingesammelt und 200 Anlagen für den Schwerlastverkehr sollen bis 2030 entstehen.

Die Westfalen AG vertreibt aktuell bereits mobile Wasserstofftankstellen, die sich an Nutzer im Wirtschaftsverkehr von Stapler über Bus hin zu schweren Nutzfahrzeugen richten. Übrigens auch als Leasingmodell, falls man die hohe Anfangsinvestition scheut.

Branchenriese Shell hat eine seit den 2010er Jahren ungebrochen starke Entwicklungslinie von Wasserstoffanwendungen vorzuweisen und steigt aktuell am Standort Rheinland-Raffinerie in die Großproduktion von grünem Wasserstoff ein. Wo soll der Stoff wohl hingehen? Auch hier existieren natürlich Netzausbaupläne mit Standorten für den Schwerlastverkehr, wie man unter anderem am Beispiel der Kooperation mit Maier-Korduletsch in Passau sehen kann. Laut Homepage arbeitet man „mit MAN an Wasserstoff-Lösungen auch für Lkw.“ Wir sind gespannt, mehr zu hören.

Und was macht Aral?

Während der deutsche Marktführer Aral mit „PULSE“ eher auf den boomenden Elektroladestationsmarkt setzt (wir berichteten im Herbst 2022), verkündet die Mutter bp selbstbewusst auf ihrer deutschen Homepage: „Unser Ziel ist es, Vorreiter in der Wasserstoffindustrie zu werden.  Mit unseren Wasserstofflösungen wollen wir insbesondere energieintensiven und schwer zu dekarbonisierenden Bereichen wie der Industrie und dem Schwerlastverkehr dabei helfen, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren.“ Auch hier setzt man also auf das gleiche Pferd wie die Mitbewerber.

Aus verwandten Branchen ließe sich die Liste weiter fortsetzen und das liegt auch daran, dass der Staat freigiebig mit Subventionen winkt. So sammelten allein BASF und die Salzgitter AG über 1,2 Milliarden Euro an Fördermitteln ein. Die wesentlichen Akteure setzen zur Dekarbonisierung der Wirtschaft also auf Wasserstoff und viele mutige und mittlerweile auch nicht so mutige schließen sich aktuell an.

Sowohl Ihr Autor als auch ARTELIA sind seit Jahren stets dicht an der Entwicklung von Wasserstoffanlagen geblieben und wir bleiben dieser Leidenschaft aus Überzeugung treu.

Uns ist es nun gelungen, einen Kurs am Puls der „stillen“ Wasserstoffrevolution stattfinden zu lassen, in dem Sie mehr über Wasserstoff in den Diensten der Mobilität lernen können:

In Nordhausen am Südrand des Harzes steht die erste Wasserstofftankstellen-Serienproduktion auf deutschem Boden. Bei der Firma Maximator-Hydrogen laufen (auch das eine Neuerung) Gasfüllanlagen vom Band, für die keine Vorbestellungen vorliegen – was im Spezialanlagenbau einer Revolution gleichkommt.

Sie haben die Gelegenheit zusätzlich zum Kurs „Alles was Sie zu H2- und LNG-Anlagen wissen müssen“ sowohl die Produktion als auch die Funktionsweise dieser Anlagen praktisch aus erster Hand kennenzulernen.

Das alles geschieht schon sehr bald, nämlich am 30.03.2023. Seien Sie also dabei!

Buchen können Sie Ihre Teilnahme wie immer über die Seite der bft-Akademie - unter diesem Link erreichbar:

Was Sie zu Wasserstoff und LNG wissen müssen

Wie immer freue ich mich über Ihre Meinung, Fragen oder Wünsche unter simon.pfennig@forum-ts.de.

Herzlichst,

Ihr
Simon Pfennig

 

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