Endlich wieder Neues zu Schnell-Ladesäulen…

Richtig Spannendes ist seit dem letzten Bericht passiert. Was die Zahlen aus Mitte 2023 noch nicht hergaben, zeigen jetzt die Werte aus dem Februar. Was ist passiert?
Nun – das erste Mal seit Beginn meiner Auswertungen der Entwicklung im Schnell-Ladesäulensektor ist unter den TOP Ten etliches durcheinandergewürfelt worden. So ein Auf und Ab bietet derzeit wohl nicht mal die Bundesliga. Wenn der etwas schiefe Vergleich gestattet sei, dann hat es Rekordmeister EnBW zwar geschafft, unangefochten die Spitzenposition zu verteidigen. Mit 242 neuen Schnell-Ladepunkten in knapp 7 Monaten baut man auch mit stabil hohem Tempo den bestehenden Vorsprung aus. Aber man hat nun nicht mehr so viele Ladepunkte, wie die 4 nächsten Wettbewerber zusammen. Die Plätze 2 und 3 haben getauscht - Aral Pulse wurde von EWE Go überholt, wenn auch knapp. Doch auf Platz 4 ist der erste große Gewinner dieser Auswertung zu sehen: Shell Recharge gönnt sich fast 300 neue Ladepunkte und macht erneut 3 Plätze gut! Und auch auf den weiteren Plätzen ist Bewegung.

Sehen Sie hier den Trend:

Insgesamt ist das Netz von Juli 2023 bis Februar 2024 um 2.640 Schnellladepunkte gewachsen – das entspricht erneut über 20% Zuwachs, wenn auch in ca. 7 ½ Monaten und nicht in 4 wie zuvor. Das sind zwar keine neuen Rekorde, aber immer noch beachtliche Zahlen in einem konjunkturell schwierigen Umfeld.

Interessantes tut sich auch auf den Plätzen 11-30. Mit der EDEKA-Gruppe steigt ein weiterer Einzelhandelskonzern in das Geschäft mit dem Ladestrom ein. Nahezu aus dem Nichts ist man binnen 2 Jahren nun bei 120 Schnellladepunkten, die sich allerdings auf etliche selbständige EDEKA-Partner verteilen. Große Zuwächse feiern auch Citywatt, Mer Germany und TotalEnergies. Fast 100 neue Ladesäulen sind bei Letzteren hinzugekommen und zwei Plätze aufwärts geht es damit immerhin. Andere Mineralölkonzerne steigen zwar ein, schaffen es jedoch nicht in die Ränge. Q1, Jet und Präg verzeichnen immerhin zweistellige Zahlen. Westfalen fällt jedoch aus den TOP 30 heraus, nur zwei zusätzliche Ladepunkte sichern den Erhalt von Platz 29 nicht, die Dynamik im Markt ist zu stark. Finden Sie die Darstellung dazu im Anhang zu diesem Artikel.

Im Branchensplit lassen die (vor allem kommunal beherrschten) Energieversorgungsunternehmen weiter Federn, während spezialisierte Anbieter deutlich und die meisten weiteren Segmente leicht hinzugewinnen. Doch nicht alle, denn auch die Fahrzeughersteller verlieren leicht, vor allem aufgrund geringer Zubauraten. Vielleicht haben sich hier die Prioritäten für Investitionen verschoben.

Denn das deutliche Senken der Fahrzeugpreise bleibt nach wie vor die Bedingung für ein nachhaltiges Wachstum der Elektromobilität. Die Zulassungszahlen für Elektromobile sind direkt nach dem Ende der Förderung deutlich in die Knie gegangen. Seit Ende 2023 tobt jedoch ein Preiskampf mit teils kräftigen Rabatten. Vor allem Branchenprimus Tesla gewährt dauerhafte Abschläge, um sich der Konkurrenz aus Fernost zu erwehren, die mit Marken wie BYD, Polestar und Co. in großem Stil in den Markt eintreten. Das zwingt in der Folge auch europäische Konzerne zu Nachlässen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Finden Sie das auch so spannend wie ich? Hier kann man einer neuen Industrie beim Durchsetzungskampf zuschauen. Die Konsequenzen werden bis tief in den mächtigen deutschen Zulieferermarkt durchschlagen und somit unsere gesamte Volkswirtschaft betreffen. Das schwache Wachstum der deutschen Industrie liegt nicht nur an den hohen Energiepreisen, sondern auch an einer tiefgreifenden und vermutlich zu spät begonnenen Umorientierungsphase des produzierenden Gewerbes.

Habe ich in der letzten Ausgabe des Reports Citywatt, Mer Germany oder Numbat herausgehoben, die als spezialisierte Anbieter interessante Konzepte und nennenswerte Kooperationen zu bieten haben, möchte ich nun auf die Firma Jolt Energy hinweisen. Im letzten Sommer war man vor allem Brancheninsidern ein Begriff, aber erst der jüngste Zuwachs auf 64 Ladesäulen lässt aufhorchen. Bewusst konzentriert sich das Unternehmen auf das urbane Umfeld, denn hier sind weiterhin mehr Autonutzer wechselbereit zur Elektromobilität als in ländlichen Gebieten. Zudem setzt man ebenso konsequent auf Dual-Use: Die meisten der neuen Ladesäulen bieten, ebenso wie die von Numbat, große Werbescreens und umgehen durch integrierte Batteriespeicher Netzbeschränkungen in der Anschlußleistung. Und mit den im Mai 2023 verabredeten 150 Mio. Euro Kapital einer Investmentgesellschaft lassen sich noch etliche Ladestationen dazu bauen.

Zu Beginn des Monats hat Bundeskanzler Scholz erneut eine geplante Pflicht der Tankstellenbetreiber zum Aufstellen von Ladesäulen bekräftigt. Mittlerweile wird dies genauer als zuvor spezifiziert. Die Pflicht gilt für alle Betreiber von mehr als 200 Standorten, betrifft also ungefähr die größten 15 MÖGs mit zusammen etwa 11.600 Stationen.

Geht der Plan trotz massivem Widerstand der Branchenverbände durch, sind somit die im letzten Newsletter bereits prognostizierten ca. 11.000 – 12.000 Ladepunkte mit mindestens 150 kW bis 2028 gesetzliche Pflicht. Ob eine Verpflichtung auf die bestehenden Tankstellenstandorte dabei wirklich sinnvoll ist, bezweifle ich weiterhin. Denn die großen MÖGs bauen längst abseits der klassischen Tankstellen auf Supermarkt- und Baumarkt-Parkplätzen, meist aus Platzgründen. Hinzu kommen, wie bei Total und Ubitricity (Shell), auch immer mehr klassische Laternen-Ladepunkte, dann jedoch meist im Wechselstrom-Ladebereich. Auch der von Verkehrsminister Wissing genannte „definierte Radius“ um die Tankstellenstandorte ist ein bürokratisches Hemmnis, von denen es nach wie vor zu viele gibt.

Der Wunsch, kleinere Tankstellenbetreiber zu schonen, ist bei diesem Gesetzesvorhaben nett gemeint, aber eigentlich überflüssig, denn diese werden durch den 2028 vielleicht schon nicht mehr zu leistenden Nachholbedarf auf dem Sektor der Elektromobilität viel stärker in ihrer wirtschaftlichen Grundlage betroffen sein als durch den Bau einer Ladesäule. Welcher Betrieb verkraftet ohne weiteres den Verlust von ca. 15-20% seiner kaufkräftigen Kundschaft, wenn zudem die (zuzukaufenden) Kraftstoffe aufgrund der CO2-Besteuerung immer teurer werden?

Wie Sie also jetzt Ihre Stellung als sicherer Anlaufort der Automobilisten auch künftig verteidigen können und was Sie dabei beachten müssen, erfahren Sie bei uns.

Hierzu der erste Veranstaltungshinweis:

Bei der UNITI-Akademie schule ich unter dem Thema

„Elektroladestationen an Tankstellen leicht gemacht“

Datum:              24.04.2024
Ort:
                   UNITI-Haus Berlin
Veranstalter:
  UNITI-Akademie mit FORUM Tankstellen
Referent:
         Simon Pfennig

Buchung ist in Kürze möglich – ich mache Sie darauf aufmerksam.

Mit anderen Aspekten der Elektromobilität beschäftigt sich unter anderem der Fachkongress.

LETZTE PLÄTZE ZU VERGEBEN! - BUCHEN SIE JETZT:

„Gasfüllanlagen für Wasserstoff und LNG“

am 12.03.2024 in Nordhausen / Harz

bei der MAXIMATOR Hydrogen GmbH, Petriblick 2, 99734 Nordhausen
mit Werksbesichtigung und Expertenvortrag

„Grundwissen – Was Tankstellenverantwortliche wissen müssen“

am 20. und 21.03.2024 in Wunstorf

bei der BRUGG Pipes GmbH, Adolf-Oesterheld-Str. 31, 31515 Wunstorf
Grundwissen – ausführlich mit Werksbesichtigung und Expertenvorträgen

FORUM TANKSTELLENSICHERHEIT 2024

am 03. und 04.06.2024 in Kassel

Seien Sie dabei, wenn namhafte Referentinnen und Referenten über die Themen Cybersicherheit und neue Energieträger berichten.

Herzlichst,  

Ihr

Nachtrag

Wie in der Vergangenheit gilt:

Die gesamte Liste mit meiner Auswertung und Quellen, sowie Grafiken können sie unter dem Button „Anhang zum Artikel“ herunterladen.

Anhang zum Artikel: TOP 10, TOP 30, Ladesäulenregister

Grafiken können unverändert unter Nennung des Urhebers in eigene Werke eingebunden werden.

Ihre Meinung, Fragen oder Wünsche nehme ich wie immer gerne unter  simon.pfennig@forum-ts.de entgegen.

Zurück